DAK-Gesundheit sieht Pflegesystem am Kipppunkt
Umfrage zur aktuellen Situation der Pflege
Die Krankenkasse DAK-Gesundheit bewertet das Pflegesystem in Deutschland als „am Kipppunkt“. Laut einer am dienstag veröffentlichten Allensbach-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit beurteilen zwei Drittel der Bevölkerung die derzeitige Versorgung als nicht oder gar nicht gut. 46 Prozent der Befragten erwarten eine Verschlechterung der Situation innerhalb der nächsten zehn jahre.
Finanzierung und Personalmangel als größte Herausforderungen
Als größtes Problem wird die Finanzierung genannt. 70 Prozent der Befragten sehen die hohen kosten für Pflegebedürftige und ihre familien bei stationärer pflege als vorrangig an. 68 Prozent nennen den Personalmangel und fehlende Pflegekräfte als zentrale Herausforderungen. 64 Prozent halten eine nachhaltige Finanzierung des gesamten pflegesystems für besonders dringlich. Ebenso viele Befragte äußern Zweifel,im Falle einer Pflegebedürftigkeit in ihrer Region eine qualitativ gute Unterstützung zu erhalten.
Wünsche und Erwartungen der Bevölkerung
87 Prozent der Befragten sehen es als wichtigstes Ziel, die Pflege für alle Menschen bezahlbar zu machen. 79 Prozent fordern eine langfristige Sicherung der Finanzierung.Für 73 Prozent ist die deckelung der Pflegeheimplatzkosten wichtig, während 71 Prozent eine Vereinfachung des Leistungssystems wünschen.
Unzufriedenheit mit Absicherung und Kosten
83 Prozent der Befragten empfinden es als ungerecht,nach langjähriger Einzahlung in die Pflegeversicherung im Pflegefall nicht ausreichend abgesichert zu sein. Ebenso viele sind überzeugt, dass Pflege für viele Menschen nicht mehr bezahlbar ist. Knapp drei Viertel befürchten, durch die Kosten im Pflegefall überfordert zu werden. Fast ebenso viele sehen in der Pflege ein Armutsrisiko für Pflegebedürftige und ihre Familien.
Staatliche Verantwortung und Vermögensschutz
DAK-Vorstandschef Andreas Storm betonte, das Vertrauen der Menschen in das Pflegesystem sei äußerst gering und drohe zu schwinden. Viele Menschen nähmen das System als schlecht, ungerecht und überfordernd wahr.
Die Mehrheit der Bürger sieht den Staat in der Verantwortung,die Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung zukunftssicher zu gestalten. 56 Prozent sprechen sich für staatliche Zuschüsse oder Steuermittel aus, um die Absicherung von Pflegebedürftigen zu gewährleisten. 47 Prozent halten eine Beitragserhöhung für vermögende oder gutverdienende Menschen für sinnvoll. 46 Prozent fordern, dass Vermögende im Pflegefall stärker an den Pflegekosten beteiligt werden.
Beim Thema Heimkosten spricht sich die Mehrheit für Vermögensschutz aus: Nur 27 Prozent befürworten den Einsatz des eigenen Vermögens zur Deckung der Kosten für stationäre Pflege. Fast zwei Drittel lehnen es ab, im Bedarfsfall das eigene Haus verkaufen zu müssen. Eine verpflichtende Pflegezusatzversicherung, wie sie von der Bund-Länder-Arbeitsgruppe diskutiert wird, findet nur bei 21 Prozent Zustimmung.







