Forderung nach Maßnahmenpaket gegen Behandlungsfehler
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung hat in der Debatte über Sparmöglichkeiten im Gesundheitswesen ein Maßnahmenpaket zur Vermeidung von Behandlungsfehlern verlangt. Ziel ist es, die Folgekosten von geschätzt 50 Milliarden Euro pro Jahr zu senken.Behandlungsfehler als Tabuthema in Medizin und Pflege
MD-Bund-Chef Stefan Gronemeyer sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, Fehler in Medizin und Pflege seien weiterhin ein Tabuthema. Ärztinnen und Ärzte hätten Sorge, dass ein offener Umgang mit Fehlern ihre Autorität und Glaubwürdigkeit infrage stelleMedizinischer dienst fordert Maßnahmenpaket gegen Behandlungsfehler
in der Debatte über Sparmöglichkeiten im Gesundheitswesen hat der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MD) ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Vermeidung von behandlungsfehlern gefordert. Ziel ist es, die Folgekosten solcher Fehler, die auf jährlich rund 50 Milliarden Euro geschätzt werden, zu verringern.
Tabuthema Behandlungsfehler
MD-Bund-Chef Stefan Gronemeyer bezeichnete Fehler in Medizin und Pflege gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ als weiterhin bestehendes Tabuthema. Ärztinnen und Ärzte hätten nach seinen Worten die Sorge, ein offener Umgang mit Fehlern könne ihre Autorität und Glaubwürdigkeit infrage stellen. Die Politik befürchte, ein solcher Umgang könne das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitssystem erschüttern.
Diese Ängste bezeichnete Gronemeyer als irrational. Die Bevölkerung wisse, dass dort, wo Menschen handelten, Fehler vorkommen könnten, argumentierte der Chef des Medizinischen Dienstes Bund.
Kosten durch vermeidbare Schäden
Der Medizinische Dienst übernimmt im Auftrag der Krankenkassen die Begutachtung möglicher Behandlungsfehler. Gronemeyer sprach von „enormen Kosten“,die durch derartige Fehler entstünden. Internationale Studien gingen davon aus, dass die Behandlung von Schäden, die eigentlich vermeidbar gewesen wären, bis zu 15 Prozent der Gesundheitsausgaben ausmache, sagte er.
Bezogen auf die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland entspreche dies nahezu 50 Milliarden Euro jährlich.Gronemeyer forderte daher eine grundlegende Veränderung im Umgang mit Risiken und Fehlern im Gesundheitswesen.„Wir brauchen das, was zum Beispiel in der Luftfahrt schon seit Jahrzehnten fest verankert ist: eine Sicherheitskultur“, sagte er.
Forderung nach Sicherheitskultur und Register
Verpflichtendes Register für schwerwiegende Ereignisse
Im Zentrum der Forderungen steht ein verpflichtendes Register für Ereignisse,die nach menschlichem Ermessen nie passieren dürften.Dazu zählte Gronemeyer etwa operationen auf der falschen Körperseite oder das Vergessen von Operationsmaterial im Körper von Patientinnen und Patienten.Ein solches Register solle dazu beitragen, systematisch aus schwerwiegenden Vorkommnissen zu lernen und strukturelle Schwachstellen zu erkennen.
Stärkung der Patientenrechte
Härtefallfonds und Beweiserleichterungen
neben einer Sicherheitskultur forderte Gronemeyer eine Verbesserung der Patientenrechte. Dazu schlug er unter anderem einen Härtefallfonds vor, der Betroffene unterstützen solle. Zudem brauche es Beweiserleichterungen für patientinnen und Patienten, die einen Behandlungsfehler geltend machen wollten.
Pflicht zur Offenheit gegenüber Patienten
Gronemeyer sprach sich außerdem für eine „Pflicht zur Offenheit“ aus. Derzeit müssten Patientinnen und Patienten nach seinen Angaben nicht informiert werden, wenn eine Behandlung anders verlaufe als geplant. Dies kritisierte er.
Wenn Behandelnde wüssten,dass sie sich im Schadenfall mit den betroffenen Patientinnen und Patienten auseinandersetzen müssten,sei dies eine starke Motivation,die Vermeidung von Fehlern ernst zu nehmen,argumentierte Gronemeyer.











