Gemeinsame Weihnachtsbescherung in Patchworkfamilien laut Soziologin oft problematisch
Die Wiener Soziologin Ulrike Zartler hält eine gemeinsame Weihnachtsbescherung in Patchworkfamilien in den meisten Fällen für keine gute Lösung. Viele Kinder aus Trennungsfamilien wollten Weihnachten zwar am liebsten mit Mutter und Vater zusammen feiern, sagte sie dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Dies könne jedoch problematisch sein, weil damit Hoffnungen der Kinder geschürt würden, dass die Eltern wieder zusammenkommen. Solche Versöhnungsfantasien könnten lange anhalten.
Gemeinsame Alltagsereignisse statt gemeinsamem Fest
Zartler empfiehlt getrennt lebenden eltern,gemeinsam an alltäglichen ereignissen im Leben der Kinder teilzunehmen,etwa an Theateraufführungen in der Schule oder an Fußballspielen im Verein. Für solche Termine sollten die Eltern nach ihren worten ihre Konflikte gelegentlich zurückstellen. Für die Kinder sei es eine wichtige Botschaft, dass beide Eltern das Kind weiterhin lieb hätten und es seinerseits auch beide lieb haben dürfe.
Patchworkfamilie historisch kein ausnahmefall
Erwiesen ist nach Darstellung des „Spiegel“, dass Kinder in unterschiedlichen Familienmodellen glücklich und behütet aufwachsen können. in früheren Jahrhunderten sei die Patchworkfamilie eher die Regel als die Ausnahme gewesen, sagte die Historikerin Inken Schmidt-Voges von der Universität Marburg dem magazin. bis in die Neuzeit seien Väter oder Mütter oft früh verstorben. Der verwitwete Elternteil habe meist schnell wieder geheiratet, und der neue Partner habe häufig eigene Kinder mitgebracht.
Ideal der bürgerlichen Kernfamilie und politische Rahmenbedingungen
Das Ideal der bürgerlichen Kernfamilie sei in der Menschheitsgeschichte nur ein kurzer Abschnitt, betonte Soziologin Zartler. Dennoch meinten viele Menschen, die traditionelle Familie sei das Leitbild, an dem man sich orientieren solle. Diese Vorstellung werde kulturell hartnäckig weitergegeben. Sie finde sich auf Wahlplakaten, in Werbespots und in politischen Diskussionen.
Auch bei staatlichen Leistungen und Angeboten sieht Zartler eine Bevorzugung klassischer Familien mit Mutter, Vater und zwei leiblichen Kindern. Dies gelte etwa beim Elterngeld, bei Steuerklassen, beim Wohnungsbau und bei Ferienangeboten.
Aussagen aus dem bundesfamilienministerium
„Kinder und Jugendliche brauchen starke Familien“, sagte Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) dem „Spiegel“. Das könnten ihrer Aussage nach auch Patchworkfamilien sein. Ihr Ministerium unterstützt eine Beratungsplattform für Trennungsfamilien, in der es auch Angebote für Patchworkfamilien gibt.











