Die Arbeitskammer des Saarlandes fordert mit einer neuen AK-Analyze einen Kurswechsel im öffentlichen Dienst: mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und eine deutliche politische aufwertung staatlicher Arbeit.
Zentrale Befunde der Analyse
personalabbau und Fachkräftemangel
Laut Arbeitskammer hat der jahrelange Sparkurs spürbare Folgen für Beschäftigte sowie Bürgerinnen und Bürger. „Die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst sind das Rückgrat der Gesellschaft, doch seit Jahren geraten Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Anerkennung unter Druck. Stellenabbau, Spardruck, Privatisierung und eine am Markt orientierte Effizienzlogik bedrohen die Qualität und Attraktivität staatlicher Dienstleistungen – mit gravierenden Folgen sowohl für die Beschäftigten als auch für die Bürgerinnen und Bürger“, sagte Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes.
Seit 1991 wurden bundesweit über 327.600 Stellen im öffentlichen Dienst abgebaut. Im Saarland arbeiten derzeit rund 59.200 Menschen im öffentlichen dienst. Deutschland liegt beim Anteil öffentlich Beschäftigter im internationalen Vergleich laut Analyse auf einem der letzten Plätze in Europa. zugleich meldet die Arbeitskammer einen erheblichen Fachkräftemangel: Bundesweit fehlen aktuell rund 550.000 Beschäftigte,in den kommenden zehn jahren gehen über 1,3 Millionen in den Ruhestand. „Ob kitas, Krankenhäuser oder Bauämter – überall fehlen die Menschen, die den Laden am Laufen halten“, so otto.
Tarifstrukturen und Arbeitsbedingungen
Sandra Dziekan, Gewerkschaftssekretärin bei ver.di und zuständig für den Bereich „Bund und Länder“, erklärte in einem Interview als Teil der Analyse, der Personalmangel im öffentlichen Dienst sei „kein Naturgesetz, sondern Ergebnis politischer Entscheidungen“ und nur durch bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu überwinden. Sie warnte zudem, die Zweiteilung zwischen Tarifbeschäftigten der Länder (TV-L) und Beschäftigten von Bund und Kommunen (TVöD) schwäche den öffentlichen Dienst: „Gleiche Arbeit muss auch gleich bezahlt werden“, sagte dziekan.
Bewertung und Ziele laut Arbeitskammer
Die Beschäftigten tragen nach Darstellung der Analyse eine große gesellschaftliche verantwortung: Sie sichern Gesundheit,Bildung,Ordnung,Infrastruktur und soziale Teilhabe. Dennoch blieben Wertschätzung und Bezahlung häufig hinter dieser Bedeutung zurück. Die Analyse kritisiert die Folgen der Privatisierungs- und Sparpolitik seit den 1990er-Jahren. „Die Arbeit im Öffentlichen Dienst darf nicht nach Profitlogik bewertet werden. sie dient dem Allgemeinwohl – und muss daher bessere Arbeitsbedingungen, gute Löhne und echte Anerkennung garantieren. Nur so kann eine solidarische, handlungsfähige und zukunftsgerichtete öffentliche Daseinsvorsorge für alle gesichert werden“, so otto.
Hintergrund
Die Aussagen basieren auf der AK-Analyse „Öffentlicher Dienst unter Druck“, Ausgabe 4/2025, die unter anderem ein Interview mit Sandra Dziekan enthält.






