CO2-Budget für 1,5-Grad-Ziel nahezu aufgebraucht
Ergebnisse des Global Carbon Projects
Das verbleibende Kohlenstoff-Budget, um die globale Erwärmung mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, ist nahezu erschöpft. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Bericht des Global Carbon Projects (GCP), an dem internationale Wissenschaftler, darunter Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und des Alfred-Wegener-Instituts (AWI), beteiligt sind.
Prognosen für Emissionen und Zeitrahmen
Bleibt das für 2025 prognostizierte Emissionsniveau bestehen, verbleiben laut Bericht nur noch vier jahre, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Das Kohlenstoff-budget würde für eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,7 Grad Celsius mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit noch zwölf Jahre und für das Zwei-Grad-Ziel noch 25 Jahre reichen.
Entwicklung der globalen Emissionen
Die Forscher erwarten, dass die weltweiten fossilen CO2-Emissionen 2025 weiter steigen und 38,1 Milliarden Tonnen erreichen. dies entspricht einem Anstieg um 1,1 Prozent gegenüber 2024 und stellt einen neuen Höchstwert dar. In der letzten Dekade (2015-2024) wuchsen die globalen CO2-Emissionen im Durchschnitt um 0,3 Prozent pro Jahr, deutlich langsamer als im Jahrzehnt zuvor mit 1,9 Prozent pro Jahr. Die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen reichen jedoch laut Bericht nicht aus, um die Emissionen langfristig auf Netto-Null zu senken.
Regionale Entwicklungen und Fortschritte
Der Anstieg der fossilen CO2-Emissionen in China und Indien hat sich deutlich verlangsamt, was unter anderem auf den Ausbau erneuerbarer Energien zurückgeführt wird. Weltweit gelang es 35 Ländern, darunter den USA und den Mitgliedstaaten der Europäischen Union, ihre fossilen CO2-Emissionen in der vergangenen Dekade zu senken, während ihre Wirtschaft wuchs. Dies ist doppelt so vielen Ländern gelungen wie im Jahrzehnt zuvor.
Dekarbonisierung und Energiesysteme
Die Dekarbonisierung der Energiesysteme schreitet in vielen Ländern voran. Dennoch reicht dies laut Bericht nicht aus, um den steigenden globalen Energiebedarf auszugleichen.Für 2025 prognostizieren die Wissenschaftler einen Anstieg der Emissionen aus Kohle um 0,8 prozent, aus Öl um 1 Prozent und aus Gas um 1,3 Prozent. In Europa sinken die Emissionen aus Kohle, während die Emissionen aus Öl und Gas steigen. Im transportsektor nehmen die Emissionen aus dem internationalen luftverkehr um 6,8 Prozent zu, während die emissionen aus der Seeschifffahrt stabil bleiben.
Landnutzung und natürliche senken
Für die Emissionen aus Landnutzungsänderungen prognostizieren die Forscher einen rückläufigen Trend. Nach vorläufigen Daten betrugen diese Emissionen 2025 rund 4,1 Milliarden Tonnen CO2, etwas weniger als im Vorjahr. Julia Pongratz von der LMU betont, dass der Rückgang der Emissionen aus der Landnutzung den Erfolg von Umweltpolitik zeige. Die Entwaldungsraten im Amazonasgebiet sind auf den niedrigsten Stand seit 2014 gesunken.
Rolle der ozeane und Landmassen
In den vergangenen zehn Jahren haben die Ozeane 29 Prozent der globalen CO2-Emissionen aufgenommen und sind damit die größte natürliche Senke für menschengemachte Emissionen. Seit 2016 stagniert diese Aufnahme jedoch, was auf klimatische Schwankungen und eine Hitzewelle im Meer in den Jahren 2023 und 2024 auf der Nordhalbkugel zurückgeführt wird. Die Aufnahme von CO2 durch die Landmassen, die sogenannte terrestrische Senke, ging 2024 aufgrund des El Niño deutlich zurück, erholt sich 2025 jedoch wieder auf das Niveau vor diesem Klimaphänomen. Laut Clemens Schwingshackl von der LMU zeigen die Brände im Jahr 2024, wie empfindlich Ökosysteme auf die globale Erwärmung reagieren.




