Anlass waren wiederholte Bürgerhinweise zu häufigen Störungen an Geldautomaten, eingeschränkten Öffnungszeiten, einem verringerten Serviceangebot sowie gestiegenen Kontogebühren.
Digitalisierung verändert das Bankgeschäft
Saar stellte dar, dass sich das Nutzungsverhalten der Kundinnen und Kunden in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt habe. Rund 80 Prozent aller Servicevorgänge würden inzwischen digital über das Online-Banking, die Sparkassen-App oder das telefonische Kundenservicecenter abgewickelt. Persönliche Beratungen würden zwar weiterhin angeboten, jedoch zunehmend gebündelt oder per Video durchgeführt.
Rückbau von Filialen und Ausblick auf SB-Technik
Seit dem Jahr 2000 wurde die Zahl der Sparkassen-Filialen im Regionalverband von rund 85 auf aktuell 37 Standorte reduziert. Zusätzlich bestehen derzeit 20 Selbstbedienungsstellen mit SB-Terminals und Geldautomaten. Diese Technik wird mittelfristig jedoch ebenfalls zurückgebaut: Ab den 2030er-Jahren sei laut Saar keine Ersatzhardware mehr verfügbar, weshalb auch diese Infrastruktur perspektivisch entfalle. Bestehende Kontoauszugsdrucker seien bereits heute technisch nicht mehr ersetzbar.
Standort Friedrichsthal gesichert – Bildstock vor Neubewertung
Für den Standort Friedrichsthal sei der Erhalt der Filiale gesichert. Das Gebäude wurde verkauft, die Sparkasse bleibt durch einen Mietvertrag mit zehnjähriger Laufzeit weiterhin vor Ort. Anders stellt sich die Lage in Bildstock dar: Die dortige Filiale ist nur noch einmal pro Woche geöffnet und wurde bereits 2021 als wenig frequentiert eingestuft. Eine erneute Bewertung ist für dieses Jahr vorgesehen.
Saar deutete an, dass eine Fortführung des Filialbetriebs in Bildstock unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten unwahrscheinlich sei. Die tägliche Zahl der Automatenverfügungen liege unterhalb der von der Sparkassen-Finanzgruppe empfohlenen Mindestwerte. Personal werde zudem an stärker frequentierten Standorten benötigt. Ein möglicher Verkauf der Immobilie sei im Gespräch.
Unabhängig von einer möglichen Filialschließung sollen digitale Services wie der Geldautomat und das SB-Terminal vorerst erhalten bleiben, sofern deren Betrieb wirtschaftlich vertretbar ist.
Schließfächer sollen verlagert werden
Im Fall einer Filialschließung in Bildstock müssten auch die dortigen Schließfächer verlagert werden. In Friedrichsthal prüft die Sparkasse derzeit die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten. Perspektivisch ist dort der Ausbau einer modernen, barrierefreien Schließfachanlage geplant. Ältere Systeme stoßen zunehmend an technische Grenzen, etwa durch fehlende Ersatzteile für Drucksysteme.
Bargeldversorgung, Sicherheit und Automatensprengungen
Die technische Verfügbarkeit der Geldautomaten liegt laut Saar bei über 99 Prozent. Störungen entstünden meist durch Wartungsarbeiten oder unsachgemäße Bedienung. Die Bargeldversorgung bleibe grundsätzlich erhalten, auch wenn die Zahl der Automaten weiter sinken werde. Gründe hierfür seien hohe Betriebskosten, gestiegene Sicherheitsanforderungen und konkrete Risiken – so sei beispielsweise durch eine Geldautomatensprengung in Großrosseln ein Schaden im siebenstelligen Bereich entstanden.
Gebühren, Öffnungszeiten und Kritik aus dem Stadtrat
Im Stadtrat wurden zahlreiche kritische Stimmen laut. Nadine Klein („Bürger für Friedrichsthal“) äußerte Zweifel an der Darstellung einer schwachen Auslastung der Bildstocker Filiale: „Ich kann diese Aussagen einer nicht frequentierten Filiale in Bildstock nicht nachvollziehen. Insbesondere nicht, wenn man die zahlreichen Personen am Öffnungstag vor Ort sieht.“
Andre Nowak (SPD) kritisierte die stark gestiegenen Kontoführungsgebühren und sagte: „Ich kann nicht nachvollziehen, wie die Volksbank fünf Tage die Woche öffnen kann, während die Sparkasse nur noch einen Tag öffnet.“ Dabei blieb jedoch unerwähnt, dass die Volksbank ihren Standort in Bildstock bereits vor Jahren aufgegeben hat. In Friedrichsthal betreibt die Sparkasse eine Filiale mit Öffnungszeiten an zwei Tagen pro Woche – jeweils vormittags und nachmittags – und damit mit geringerer Präsenzzeit als die Volksbank am selben Ort.
Frank Saar verwies auf deutlich gestiegene Personal-, Energie- und Regulierungskosten. Die Sparkasse müsse wirtschaftlich arbeiten, um die verbleibende Infrastruktur erhalten zu können. Überschüsse würden nicht ausgeschüttet, sondern in der Region belassen – zur Eigenkapitalstärkung oder für gemeinnützige Zwecke. Weitere strukturelle Anpassungen an wenig genutzten Standorten schloss er nicht aus.
Bildquellen
- Marktplatz Bildstock: Regio-Journal